Dezember 2021 I Pressemitteilung CELLUX

Vom Saatkorn bis zum Markt: Die Model Farm Kithimani will zeigen, dass auch auf kleiner Fläche rentabel Landwirtschaft betrieben werden kann.

In weiten Teilen Afrikas wird Landwirtschaft immer noch als „poor man‘s business“ angesehen, weil sie vorrangig der Subsistenz dient. Dabei kann Farming durchaus sehr rentabel sein, wenn es richtig betrieben wird: Die Lösung liegt in effizienteren Anbaumethoden, gepaart mit der zusätzlichen Wertschöpfung, die durch die Verarbeitung vor Ort erzielt werden kann. Diese Vision wollen die Model Farm und ihre Partner auf 10 Hektar Land (25 acres) in Kithimani/Yatta zur Realität werden lassen. Neue Technologien sollen dort erprobt und für den Markt perfektioniert werden, um am Ende des Tages möglichst vielen Menschen lokal Arbeit und Wohlstand zu bringen.

Ein großer Teil des Ertrages geht durch Verluste nach der Ernte bzw. durch schlechte Verkäufe an Großhändler verloren, die die hoffnungslose Situation der Farmer zu nutzen wissen. Oft wird nur auf einem Teil des Landes überhaupt Landwirtschaft betrieben; und angebaut werden nicht vorrangig profitable Früchte, sondern „das, was man immer angebaut hat“.

Ein weiterer Faktor ist die geringe Technisierung der Landwirtschaft. Überwiegend wird noch mit der Hand bzw. mit Tieren gearbeitet, was sehr zeitaufwändig und anstrengend ist. Dazu ist es in vielen Teilen Kenias sehr trocken – um hier erfolgreich Landwirtschaft zu betreiben, müssen Brunnen gebohrt und das Wasser nach oben gepumpt werden. Fehlendes Wissen, wie und mit welchen Mitteln man die jeweilige Frucht optimal kultiviert, wie man knappe Ressourcen wie z. B. Wasser und Düngemittel optimal einsetzt, usw. trägt ebenfalls dazu bei, dass die Erträge kaum ausreichen, um die Familien, denen das Land gehört, zu ernähren. 

Die Lösung dieser Probleme – die durch den Klimawandel noch verschärft werden – liegt in einer ausreichend technisierten, inklusiv betriebenen Landwirtschaft, bei der vom Saatkorn bis zum marktfertigen Produkt möglichst viele Produktionsschritte direkt beim Farmer oder in einer Kooperative mehrerer Farmer erbracht werden. Denn in der Weiterverarbeitung der Feldprodukte liegt der Schlüssel zur Wertschöpfung: Schon durch Reinigung, marktfertige Konfektionierung und korrekte, kühle Lagerung der Produkte kann ein beachtlicher zusätzlicher Ertrag erzielt werden.

Die Model Farm befindet sich im kleinen Ort Kithimani/Yatta County, direkt an der Autobahn A3 gelegen, die von Nairobi nach Westen führt. Bislang wurde vor allem Subsistenzwirtschaft betrieben; und große Teile der Farm wurden überhaupt noch nicht kultiviert bzw. als Ackerland genutzt. Angebaut werden verschiedene Gemüsesorten wie Mangold, Kohl, Tomaten, Paprika sowie Bananen, Zuckerrohr, Papaya, Guava, Granatäpfel und Wassermelonen. An Tieren werden Kühe, Ziegen und Hühner gehalten, ebenfalls nur zur Selbstversorgung. Es gibt keine eigenen Maschinen, die die Bearbeitung der Ackerflächen effizienter machen könnten.

Seit Oktober 2020 gibt es einen mit Solarenergie betriebenen Kühlraum, in dem bis zu 5 Tonnen Obst und Gemüse kühl und sauber gelagert werden können.  Durch zahlreiche Gespräche mit Exporteuren entstand die Idee, den Kühlraum mit einer Verpackungsstation zu verbinden und so für eine deutlich bessere Auslastung zu sorgen.

Bislang werden die Farmprodukte – also Obst und Gemüse – im nicht immer ganz erntefrischen Zustand nach Nairobi transportiert, wo sie dann sortiert, gesäubert und für den Export verpackt wurden. Dabei nimmt man in Kauf, dass auch beschädigte oder leicht verdorbene Ware, die nicht mehr für den Export geeignet ist, teuer im Kühl-LKW transportiert und dann in Nairobi entsorgt werden muss, was oft noch mit zusätzlichen Kosten verbunden ist.

Eine Verpackung in Farmnähe oder sogar auf der Erzeugerfarm selbst hätte den Vorteil, dass nur hochwertige Ware nach Nairobi transportiert würde. Zudem sind die Kosten dort deutlich niedriger, weil in Nairobi einerseits höhere Löhne gezahlt werden müssen und die Miete für Verpackungs-Facilities ebenfalls viel teurer ist als dezentral auf dem Land. Alles in allem können durch eine farmnahe Sortierung und Exportverpackung bis zu 50 % der Kosten bzw. Verluste eingespart werden.

Zudem besteht auf der Farm die Möglichkeit, nicht mehr exportfähige Ware anderweitig zu nutzen, sei es für den persönlichen Verbrauch der Mitarbeiter (z. B. zubereitet als warme Mahlzeit), als veredeltes Produkt (z. B. Früchte zu Marmelade verarbeiten). Abschnitte bzw. nicht mehr für den menschlichen Verzehr geeignete Ware, Blätter von Gemüse sowie bereits leicht verdorbenes Obst können immer noch an Hühner und Ziegen verfüttert oder vor Ort kompostiert werden. So werden die „Reste“ nicht nur sinnvoll recycelt, sondern generieren auch noch echten Mehrwert für den Betrieb.

Das Packhouse als Ergänzung zum Kühlraum

In Zusammenarbeit mit mehreren Exporteuren entsteht derzeit in Kithimani neben dem Kühlraum ein zweites Gebäude, in dem auf rund 80 m² eine Anlage zur Sortierung, Reinigung und Vorbereitung von Obst und Gemüse für den Export installiert wird. Mittelfristig soll zudem eine zweite Kühlkammer angeschafft werden, um die frisch geerntete Ware von den fertig verpackten Produkten zu trennen. Durch die Kombination beider Anlagen – Sortierung/Verpackung und Kühlung – werden dort dauerhaft neue Arbeitsplätze entstehen. Auf der Farm selbst sowie auf den umliegenden Farmen kann zukünftig fast ohne Absatzrisiko Obst und Gemüse für den Export angebaut werden, welches dann tatsächlich erntefrisch und in bester Qualität gekühlt gelagert und ebenso frisch sortiert und verpackt werden kann – eine echte Win-Win-Situation für alle Beteiligten! Der Start der Verpackungsanlage ist für den Dezember geplant.

Von der Verpackungs-Station mit Kühlung zur Model Farm ist es – zumindest gedanklich – nur ein kleiner Schritt. Innovative Ansätze für die Verarbeitung und Vermarktung der Produkte auf der einen Seite laden geradezu dazu ein, auch beim Anbau von Obst und Gemüse neue (oder zumindest bessere) Wege zu gehen. „From the seed the market“ beschreibt mit einfachen Worten das dahinterstehende Konzept, bei dem es vor allem darum geht, durch den intelligenten Einsatz von Agrartechnik und eine nachhaltige Nutzung der Böden die Erträge langfristig zu steigern.

Die optimale Abstimmung von Saaten und Dünge- bzw. Pflanzenschutzmitteln auf die jeweilige Wasser- und Bodensituation, die Nutzung von Maschinen sowie anderer Hilfsmittel zur effizienteren Bearbeitung des Landes und zum sparsamen Umgang mit knappen Ressourcen wie z. B. Wasser und last but not least die Nutzung nachhaltiger Energien wie Wind- und Solarenergie zur Schonung der Umwelt werden dazu beitragen, das Image der Landwirtschaft zu verbessern und Betriebe aufzubauen, die das Leben der Menschen auf dem Land in kurzer Zeit radikal verändern werden.


Eurocomm Tekbiz Africa Ltd übernimmt die Koordination und das Marketing der Model Farm, um das Projekt landesweit bzw. international bekannt zu machen. Geplant sind u. a.:

  • Eine Projekt-Website, die stets Einblick in die aktuellen Ereignisse und den Ausbau der Model Farm ermöglicht;
  • Verschiedene Events, u. a. zum Kick-off der Model Farm mit allen Projekt-Partnern;
  • Eine umfangreiche Pressearbeit in der Tagespresse, Fachpresse, Radio und TV;
  • Regelmäßige Social-Media-Posts auf Facebook, LinkedIn und Instagram;
  • Intensives Lobbying auf politischer und wirtschaftlicher Ebene, sowohl national als auch international;
  • Partnerschaften mit verschiedenen Universitäten in Kenia und im Ausland, um das Projekt auch wissenschaftlich zu begleiten und zu dokumentieren;
  • Partnerschaften mit NGOs und Regierungsorganisationen, die Projekte zur Selbsthilfe wie die Model Farm unterstützen und die Lebensbedingungen der Menschen in den Ländern der Sub-Sahara verbessern möchten;
  • Crowd Funding, um die Nachhaltigkeit des Projekts zu garantieren und nach Möglichkeit weitere Model Farmen in anderen Counties aufzubauen.


Die bisherigen Partner und Unterstützer der Model Farm:

  • KRAMER GmbH / Suncooling GmbH – Kühlraum-Pilotanlage CELLUX
  • LogiCool – Aufbau und Wartung des Kühlraums CELLUX
  • Eurocomm Tekbiz Africa Ltd – Idee und Konzept „The Model Farm“, Marketing und Kommunikation in Kenia und international
  • Syngenta – Samen, Setzlinge, Dünger, Pflanzenschutzmittel, Beratung & Training der Farmer
  • Big Cold storage & logistics – strategische Beratung und Unterstützung bei Öffentlichkeitsarbeit & Lobbying


Gesucht werden noch Unterstützer für die folgenden Bereiche:

  • Maschinen und Geräte zur Bearbeitung der Äcker: Traktor, Pflug, Egge, usw.
  • Solaranlage zur Stromerzeugung für diverse Geräte
  • Solarbetriebene Wasserpumpen
  • Bewässerungssysteme, Folie für den Bau von Wasserreservoirs
  • Folien-Gewächshäuser


In einem farminternen Schulungszentrum – welches allen Projektpartnern zur freien Nutzung  zur Verfügung steht – sollen Farmer und deren Familien, Schüler und Studenten in Sachen nachhaltiger und profitabler Landwirtschaft weitergebildet werden, um in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Menschen mit dieser neuen Idee zu erreichen.
Denkbar und wünschenswert wären ähnliche Projekte in anderen Counties in Kenya, um auch dort ein Umdenken und einen Umbau der Landwirtschaft zu initiieren.

 

Dieses Projekt wird im Zuge des von der Deutschen Energie-Agentur (dena) ins Leben gerufenen und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Rahmen der „Exportinitiative Energie“ geförderten dena-Renewable-Energy-Solutions-Programms realisiert.

Deutsche Energie-Agentur (dena)
Die dena ist das Kompetenzzentrum für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente Energiesysteme. Als Agentur für angewandte Energiewende tragen wir zum Erreichen der energie- und klimapolitischen Ziele bei, indem wir Lösungen entwickeln und in die Praxis umsetzen, national und international. Dafür bringen wir Partner aus Politik und Wirtschaft zusammen, über alle Branchen hinweg. Die Gesellschafter der dena sind die Bundesrepublik Deutschland und die KfW Bankengruppe.
www.dena.de

Exportinitiative Energie
Mit der Exportinitiative Energie unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) kleine und mittlere deutsche Unternehmen der Energiebranche bei der Erschließung von Auslandsmärkten. Angesprochen sind Unternehmen, die Energielösungen im Bereich Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, intelligente Netze oder Speicher anbieten. Die Exportinitiative verfolgt das Ziel, deutsche Energie-Technologien international stärker zu positionieren und zu verbreiten, um das Marktpotential für deutsche Technologien und deutsches Know-how zu erhöhen. Ausgerichtet auf die jeweiligen Exportphasen stehen bei den Angeboten der Exportinitiative die Informationsvermittlung, die Kontakt- und Geschäftsanbahnung bzw. das Auslandsmarketing im Fokus.
www.german-energy-solutions.de 

dena-Renewable-Energy-Solutions-Programm (dena-RES-Programm)
Mit ihrem dena-RES-Programm unterstützt die Deutsche Energie-Agentur (dena) Unternehmen der Erneuerbare-Energien-Branche bei der Erschließung von Märkten. In attraktiven Zielmärkten wird Energietechnik öffentlichkeits- und werbewirksam an repräsentativen Einrichtungen installiert und durch Aktivitäten im PR-, Marketing- und Schulungsbereich umfassend begleitet. Diese vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Rahmen der „Exportinitiative Energie“ geförderten Leuchtturmprojekte haben zum Ziel, die Qualität deutscher Produkte im Bereich erneuerbare Energien zu demonstrieren und teilnehmenden Unternehmen den nachhaltigen Eintritt in neue Märkte zu erleichtern.
https://www.german-energy-solutions.de/GES/Navigation/DE/Angebot/Referenzprojekte/dena-RES/dena-res.html